Die Erwerbslosigkeit ist in der Schweiz massiv gestiegen. Besonders stark hat sie bei den Ausländern zugenommen.
Im Jahr nach dem Frankenschock ist die Erwerbslosigkeit hierzulande stark gestiegen. Die Quote kletterte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 4,4 auf 5,1 Prozent. Das ist die höchste Zahl seit sechs Jahren.
Letztmals 5,1 Prozent betrug die Erwerbslosigkeit im ersten Quartal 2010, wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen, die am Donnerstag veröffentlicht wurden. Damit hat die Schweiz ihren dritten Platz der Besten in Europa verloren und ist auf Platz 5 abgerutscht, wenn man die Länder berücksichtigt, für die Zahlen fürs ganze Quartal vorliegen.
Waren vor einem Jahr lediglich Island und Norwegen besser als die Schweiz, sind es jetzt vier Länder. Die tiefste Erwerbslosenquote gemäss der Definition des Internationalen Arbeitsamtes (ILO) hat unter den EU- und EFTA-Staaten Island (3,2 Prozent) vor Tschechien und Deutschland (je 4,4 Prozent). Besser als die Schweiz ist auch noch der Inselstaat Malta (4,9 Prozent).
Am traurigsten ist die Lage nach wie vor in Griechenland, wo gut ein Viertel der Bevölkerung erwerbslos ist. In Spanien sind es 21 Prozent, in Kroatien 16,1 Prozent, wie ein Blick in die BFS-Zahlen zeigt. In der ganzen EU sank die Erwerbslosenquote innert eines Jahres von 10,2 auf 9,2 Prozent.
Ausländer überholen Schweizer
In der Schweiz waren im ersten Quartal 249'000 Personen erwerbslos. Das sind 17,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders stark hat die Erwerbslosigkeit bei den Ausländern zugenommen, bei denen sie um 22,9 Prozent auf 128'000 Menschen stieg. Bei den Schweizern legte sie um 12,5 Prozent auf 121'000 Betroffene zu.
Damit sind nun mehr Ausländer erwerbslos als Schweizer. Vor einem Jahr war es noch umgekehrt. Mittlerweile sind 9,9 Prozent der Ausländer erwerbslos. Und hier sind vor allem Bürger von Drittstaaten betroffen mit einer Erwerbslosenquote von 17,1 Prozent, während sie bei den EU- und EFTA-Bürgern 6,9 Prozent betrug. Bei den Schweizern belief sich die Erwerbslosenquote auf 3,4 Prozent.
Die Jugendarbeitslosigkeit der 15 bis 24 Jährigen kletterte in der Schweiz von 7,5 auf 8,3 Prozent. Im Gegensatz dazu nahm sie in der EU von 21,5 auf 19,8 Prozent ab.
Als Erwerbslose gemäss ILO gelten alle nicht erwerbstätigen Personen, die in den vergangenen vier Wochen aktiv nach einer Arbeit gesucht haben und für die Aufnahme einer Tätigkeit verfügbar sind. Diese Indikatoren ermöglichen internationale Vergleiche.
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) veröffentlicht ebenfalls Indikatoren zur Arbeitslosigkeit. Diese erfassen direkt die bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) registrierten Arbeitslosen.
Neuer Rekord bei Erwerbstätigen
Auf der anderen Seite hat trotz des Anstiegs der Erwerbslosigkeit auch die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz nochmals zugenommen. Im ersten Quartal 2016 legte sie um 1,3 Prozent auf 5,015 Millionen zu. Das ist ein neuer Rekord, wie das BFS auf Anfrage bestätigte. Im Schlussquartal 2015 hatten die Erwerbstätigen erstmals die Grenze von 5 Millionen geknackt.
Zum Vergleich: Ende letzten Jahres umfasste die ständige Wohnbevölkerung in der Schweiz 8,325 Millionen Menschen.
Zum Anstieg der Erwerbstätigen trugen vor allem mehr berufstätige Frauen sowie Ausländer bei. So standen im ersten Quartal dieses Jahres mit 2,31 Millionen 1,9 Prozent mehr Frauen im Erwerbsleben als noch vor einem Jahr. Die Zahl der erwerbstätigen Männer ist derweil nur um 0,9 Prozent auf 2,70 Millionen gestiegen.
Überdurchschnittlich erhöht hat sich auch die Zahl der Ausländer, die in der Schweiz erwerbstätig sind. Sie stieg zwar nochmals um 2,3 Prozent auf 1,52 Millionen. Dennoch ist dies der schwächste Anstieg seit mehreren Jahren.
Von den Ausländern strömen 305'000 als Grenzgänger an Arbeitstagen ins Land. Das sind 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Derweil erhöhte sich die Zahl der erwerbstätigen Ausländer, die hierzulande wohnen, um 2,3 Prozent auf 1,15 Millionen.
20min.ch, 19.05.2016