Das Parlament diskutiert über eine Meldepflicht für Arbeitgeber mit offenen Stellen. Laut der Universität Zürich geht etwa ein Viertel der offenen Stellen aber unter der Hand weg.
Arbeitgeber sollen offene Stellen den Behörden melden. Das ist eine der Massnahmen, über die das Parlament bei der Umsetzung der Einwanderungsinitiative diskutiert. Glaubt man dem Zürcher Unternehmen Metapage, ist derzeit ein grosser Teil des Schweizer Arbeitsmarkts «versteckt». Auf Basis einer Stichprobe von 100 Arbeitgebern sagt der Betreiber einer Online-Stellenplattform, dass zwei Drittel der offenen Stellen nie auf einer überbetrieblichen Stellenbörse ausgeschrieben würden. Die Firmen schreiben demnach Stellen oft nur auf der eigenen Website aus. Die Analyse der überbetrieblichen Ausschreibungen erfasste allerdings nur den grössten Online-Anbieter für Stellenbörsen (Jobcloud).
Ein Viertel ist «versteckt»
Ein deutlich anderes Bild zeichnen die Verantwortlichen des Schweizer Stellenmarkt-Monitors der Universität Zürich. Dieses Jahr ergab demnach eine «repräsentative» Erhebung bei rund 800 Arbeitgebern folgendes Bild: Etwa 50% bis 55% der offenen Stellen erscheinen auf überbetrieblichen Stellenportalen, rund 20% sind nur auf der Website des Arbeitgebers ausgeschrieben, und etwa ein Viertel der offenen Stellen wird ohne Ausschreibung intern oder extern vergeben. In der Presse erscheinen etwa 10% bis 15% der offenen Stellen. Gemäss den bisherigen Vorschlägen im Parlament soll es bei Stellen, die intern vergeben werden, auch künftig keine Meldepflicht geben.
Offene Stellen, die nur auf der Website des Arbeitgebers erscheinen, seien derweil nicht als «versteckt» zu betrachten, betont Urs Klarer vom Stellenmarkt-Monitor der Universität Zürich. Dies nicht nur, weil die Websites öffentlich seien, sondern auch, weil diverse Suchmaschinen die offenen Stellen auf den Websites der Arbeitgeber absaugten und dann gesammelt publizierten. Dies macht auch «Job-Room.ch», die Stellenplattform der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren.
Das Absaugen von Stellenofferten aus dem Internet hat allerdings laut Marktbeobachtern seine Tücken. Zur Vermeidung von Qualitätsproblemen gilt eine sorgfältige Pflege durch Anpassungen, Aktualisierungen sowie die Elimination von Mehrfachnennungen als erforderlich.
Vielfalt von Stellenbörsen
Der Schweizer Markt der Online-Stellenbörse ist nicht leicht zu überblicken. Eine Liste von Metapage nennt über 20 Stellenbörsen, eine Handvoll Stellen-Suchmaschinen (die Stellenofferten aus dem Internet absaugen) sowie berufliche Netzwerke wie Xing, Linkedin und Experteer. Die grössten 10 bis 12 Stellenportale dürften etwa 95% des Marktes abdecken, sagt Urs Klarer von der Universität Zürich. Hinter dem klaren Marktführer Jobs.ch von der Jobcloud AG (die je zur Hälfte den Verlagen Ringier und Tamedia gehört) zählen auch Portale wie Monster und Jobscout24 zu den grösseren Anbietern. Auch die NZZ (jobs.nzz.ch) mischt in diesem Markt mit.
Es hängt vom Arbeitgeber ab
Das Verhalten der einzelnen Arbeitgeber ist unterschiedlich. So sagt zum Beispiel der Basler Pharmakonzern Novartis, dass er offene Stellen für Generalisten nur auf der firmeneigenen Website publiziere, da er damit schon genügend Kandidaten finde. Für Spezialisten etwa in der Forschung verwende man dagegen meist spezialisierte überbetriebliche Job-Portale.
Der Migros-Genossenschafts-Bund hat in diesem Jahr bisher über 90% der extern ausgeschriebenen Stellen auch in überbetrieblichen Portalen ausgeschrieben, wie Migros auf Anfrage erklärt. Ähnlich ist das Bild bei der grössten Genossenschaft der Gruppe, der Genossenschaft Aare. Diese besetzt laut Firmenangaben 10% der offenen Stellen direkt ohne Ausschreibung, während 90% ausgeschrieben werden. Rund 80% der ausgeschriebenen Stellen schreibe Migros Aare auch auf überbetrieblichen Online-Stellenbörsen aus.
nzz.ch, Dezember 2016